VDA Band 2 – Product Compliance – Gelbband veröffentlicht

VDA Band 2 – Product Compliance – Gelbband veröffentlicht

Mit der Veröffentlichung des neuen VDA Band 2 – Product Compliance (Gelbband) modernisiert der Verband der Automobilindustrie die Anforderungen an Produktsicherheit und -konformität. Unternehmen müssen sich auf deutlich umfassendere Compliance-Pflichten einstellen – über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg. Der Band wird zum zentralen Leitfaden für verantwortungsvolle Produktentwicklung, sichere Prozesse und ein robustes Compliance-Management.

Der VDA Band 2 zählt zu den maßgeblichen Leitfäden im deutschen und internationalen Automobilumfeld. Er definiert die Anforderungen an Product Compliance, also alle Maßnahmen, um sicherzustellen, dass ein Produkt:

  • gesetzlichen Vorgaben entspricht,
  • sicher ist,
  • markt- und kundenspezifische Anforderungen erfüllt,
  • und über den gesamten Lebenszyklus konform bleibt.

Der neue Gelbband stellt eine komplett überarbeitete, modernisierte Fassung dar und dient zunächst als Entwurf für die Kommentierungsphase. Ziel ist es, die Branche auf die steigenden regulatorischen Anforderungen vorzubereiten – insbesondere angesichts wachsender Softwareanteile, globaler Märkte und komplexer Lieferketten.

Was hat sich konkret geändert?

Klarere Definition von Product Compliance
Der neue Band trennt erstmals sauber zwischen Produktsicherheit, Produktkonformität und zusätzlichen Verpflichtungen. Damit wird transparenter, welche Anforderungen aus Gesetzen, Kundenverträgen oder internen Standards resultieren.

Einführung eines strukturierten Product Compliance Systems (PCS)
Analog zu Managementsystemen (ISO 9001, IATF 16949) beschreibt der Band ein vollständiges Product Compliance System, das folgende Elemente umfasst:

  • Organisation & Verantwortlichkeiten
  • Risikoanalyse
  • Dokumentation
  • Monitoring & Audits
  • Kommunikation & Eskalation
  • Schulung & Kultur

Damit wird Product Compliance zu einem systematischen Unternehmensprozess, nicht mehr nur zu einer Fachabteilung.

Stärkung der Rolle des PSCR
Die Verantwortung der Product Safety and Conformity Representative wird präzisiert.
Der PSCR wird stärker als zentrale Kontrollinstanz positioniert – inkl. klarer Anforderungen an Qualifikation, Aufgaben und Befugnisse.

Erweiterter Geltungsbereich
Product Compliance betrifft nun alle Produktarten, u. a.:

  • Hardware
  • Software
  • digitale Funktionen & Updates
  • Dienstleistungen und After-Sales-Leistungen
  • Recycling / End-of-Life

Das bedeutet: Jede Änderung eines Produkts kann zukünftig relevante Compliance-Folgen haben.5.

Lebenszyklusbasierter Ansatz
Statt punktueller Prüfungen verlangt der Band nun:

  • kontinuierliches Monitoring,
  • Risikobewertungen bei Änderungen,
  • dokumentierte Entscheidungswege,
  • klare Marktrückverfolgung im Fehlerfall.

Damit steigt die Bedeutung der Compliance-Arbeit in Produktion, Service, Engineering und Lieferkette.

Welche Auswirkungen hat das auf Unternehmen?

  • Aufbau oder Anpassung interner Strukturen
    Unternehmen müssen ein Product Compliance System etablieren oder bestehende Strukturen erweitern. Davon betroffen sind insbesondere QM, Engineering / Entwicklung, Einkauf & Lieferantenmanagement, Legal & Regulatory, Service & After-Sales.
    Organisationen benötigen klare Rollen, Eskalationswege und kontrollfähige Prozesse.
  • Höherer Dokumentations- und Nachweisaufwand
    Um Compliance gegenüber Kunden, Behörden und OEM nachweisen zu können, müssen Unternehmen: Anforderungen vollständig erfassen, Entscheidungen nachvollziehbar dokumentieren, Prüfungen und Freigaben auditfest halten, Risiken und Abweichungen systematisch bearbeiten. Das führt zu mehr Transparenz – aber auch zu höherem Aufwand.
  • Größere Verantwortung entlang der Lieferkette
    Lieferanten müssen künftig besser nachweisen können, was sie liefern und dass es compliant ist. OEM und Tier-1 werden strengere Anforderungen an Nachweise, Rückverfolgbarkeit und Risikoanalysen stellen.
  • Reduktion von Haftungs- und Rückrufrisiken
    Durch die strukturiertere Vorgehensweise sinken langfristig die Risiken von: Produkthaftungsfällen, Qualitätskosten, Market Actions (Rückrufe, Feldmaßnahmen), regulatorischen Sanktionen, Compliance wird damit zum wirtschaftlichen Faktor, nicht nur zur rechtlichen Pflicht.
  • Wettbewerbsvorteile bei internationaler Lieferfähigkeit
    Ein funktionierendes PCS erleichtert den Marktzugang – besonders in Märkten mit strengen Anforderungen (EU, USA, China). Unternehmen, die frühzeitig umsetzen, sichern sich Vorteile bei Ausschreibungen und Zertifizierungen.

Mit dem neuen VDA Band 2 rückt Product Compliance ins Zentrum des Qualitäts- und Risikomanagements.
Das Gelbband zeigt klar:

  • Product Compliance ist keine Einzelfunktion mehr – es ist ein unternehmensweites System.
  • Anforderungen steigen deutlich, aber auch die Chancen für robuste Prozesse und Wettbewerbsvorteile.

Unternehmen, die frühzeitig mit der Umsetzung beginnen, vermeiden nicht nur Risiken – sie setzen sich als verlässliche und zukunftsfähige Partner in der Automobilindustrie durch.

Den neuen Gelbband können Sie hier downloaden und selbst nachlesen.